{Rezension} Café Cornersmith von Alex Elliott-Howery und James Grant

Dieses Buch hat mich – schon bevor ich das erste Mal einen Blick hineingeworfen habe – in seinen Bann gezogen. Auf dem Titel steht “Frische Saisonküche & köstliches Eingemachtes”. Wer meinem Blog folgt, weiß, dass ich viel Wert auf saisonale Lebensmittel lege und das Einmachen seit zwei oder drei Jahren eine Art Leidenschaft von mir ist. Umso gespannter war ich, einen Blick ins Buch zu riskieren. Was dahinter steckt und wie es mir gefällt erzähle ich heute.

Zu den Autoren

Alex Elliott-Howery und James Grant sind Partner – sowohl privat als auch geschäftlich. James hat vor der Eröffnung des eigenen Cafés – des Café Cornersmith – jahrelang in der Gastronomie gearbeitet und Erfahrungen gesammelt. Alex hingegen konnte nicht arbeiten, da sie sich um die gemeinsamen Kinder gekümmert hat. In dieser Zeit zuhause entstand nicht nur eine Leidenschaft für die Zubereitung saisonaler Gerichte sondern auch für das Haltbarmachen von Lebensmitteln. Irgendwann beschlossen sie, ihre Kenntnisse zu vereinen und den Sprung in das kalte Wasser zu wagen. Der Plan? Ein Café in ihrer Nachbarschaft. Und weil dieses Café so gut angenommen wurde, haben sie ihren Gästen eine Art Tauschgeschäft vorgeschlagen – Hobbygärtner dürfen ihnen ihr zu viel an Obst- und Gemüse bringen und erhalten im Gegenzug dafür einen Café oder Konserven aus der hauseigenen Einmacherei.

Erster Eindruck

Das Cover ist bunt und auf den ersten Blick ist es tatsächlich ein bisschen viel. Schaut man aber genauer hin, macht es neugierig. Man sieht nicht nur eine ganze Menge an Konserven des Café Cornersmith sondern auch köstliche Speisen, die einem schon beim Anblick das Wasser im Mund zusammen laufen lassen.
Ein Blick ins Innere des Buches enttäuscht nicht. Die Bilder gefallen mir. Sehr geerdet, wenig Chi Chi – die Lebensmittel stehen klar im Vordergrund. Die Philosophie des Café Cornersmith spiegelt sich in den Bildern wider und all das, ohne angestaubt oder fade zu wirken.
Die Farben der Bilder sind toll und einem springt die Frische der verwendeten Lebensmittel gerade zu ins Gesicht. Selten haben mich Fotos, die so schlicht sind, so in ihren Bann gezogen.
Abgesehen davon gefällt mir die klare Gliederung der Rezepte und die Haptik der Seiten sehr gut. Das Buch ist fest gebunden und kommt – leider – ohne Lesebändchen daher. Das wäre aber im ersten Moment auch schon der einzige Punkt, den ich bemängeln könnte.
© Knesebeck Verlag/Alan Benso
Das Buch bietet zwar ein Potpourri an Rezepten und Zubereitungsmethoden, ist aber grundsätzlich in fünf wesentliche Kapitel unterteilt:
  • Frühling
  • Sommer
  • Herbst
  • Winter
  • Einmachen
Ganz zum Schluss folgen noch einige Rezeptgrundlagen sowie Informationen über das Café Cornersmith und seine Angestellten. Das Buch schließt nach dem Register mit einer Danksagung ab.
Und die Bennenung der Kapitel ist in meinen Augen auch der größte Schwachpunkt des Buches. Das Café Cornersmith befindet sich am anderen Ende der Welt, in einer Klimazone, die sich von unserer doch nicht unerheblich unterscheidet. Im Kapitel Frühling stößt man so auf Rezepte die sowohl Rhabarber beinhalten – also ein Gemüse, das es auch bei uns im Frühling schon gibt – als auch Tomaten. In Deutschland beginnt die Tomatensaison aber tatsächlich frühestens im Juli sodass die Einteilung in die verschiedenen Kapitel nicht ganz geglückt ist. Eventuell hätte man hier die einzelnen Rezepte neu sortieren müssen – denn das Café Cornersmith und die Betreiber stehen für Saisonalität. Wäre das nicht einer der Hauptpunkte des Buches, könnte man eventuell mehr oder weniger großzügig darüber hinwegsehen. Einzig die Tatsache, dass es sich nur um eine Handvoll Rezepte handelt, lässt ich mich ohne zu schmollen weiterblättern.
Das Kapitel “Einmachen” finde ich besonders interessant und hätte für mein Empfinden gerne auch schon den Anfang des Buches machen können. Die Informationen sind wichtig. Umso schöner, dass alles klar und verständlich ist und einzelne Schritte genau erklärt werden. Im Verlaufe des Buches und der einzelnen Rezepte wird auch immer wieder auf dieses Kapitel verwiesen. Ein sehr interessantes und für das Buch wertvolles Kapitel.
© Knesebeck Verlag/Alan Benso

Rezepte

Die Rezepte sind bunt und vielfältig. Von fleischlastigen über vegetarische bis hin zu veganen Rezepten ist alles zu finden. Der Fokus liegt aber ganz klar auf Obst und Gemüse und deren Zubereitung sowie der Haltbarmachung und damit weniger auf gewissen Ernährungsformen. Das Konzept scheint mir ganzheitlich und ausgewogen.
Die Anzahl der Zutaten variiert stark. Mal sind nur wenige Zutaten nötig, mal ist es eine ganze Reihe. Was aber nicht gleich heißt, dass die Zubereitung lange dauern muss. Für jedes Rezept werden verschiedene Angaben gemacht. Es werden die Zubereitungszeiten, Ruhezeiten, Kochzeiten ud Portionsgrößen angegeben. Für Rezepte, die sich mit dem Einkochen und Haltbarmachen von Lebensmitteln beschäftigen findet man außerdem noch Angaben zur Haltbarkeit und den Glasgrößen. All diese Angaben erlauben es einem, einen ungefähren Anhaltspunkt zu haben, was auf einen zukommt.
Die verwendeten Zutaten sind größtenteils im Supermarkt, auf dem Markt oder beim Obst- und Gemüsehändler des Vertrauens zu bekommen und wenig exotisch. Die Zubereitungsschritte sind klar und verständlich und erleichtern somit auch dem Kochanfänger die ersten Schritte.
Die Rezepte im Buch spiegeln übrigens auch die Speisekarte des Café Cornersmith wider. Und nicht nur das – man bekommt auch einen Eindruck der vielfältigen Produktpalette der sogenannten Einmacherei.
Hier ein paar Rezepte um einen Eindruck der Vielfalt zu vermitteln:
  • Grüne-Tomaten-Salat mit Ricotta
  • Fenchel-Orangen-Chili-Salz
  • Fleischbällchen mit dicken Bohnen und Joghurt
  • Chilikonfitüre
  • Pikant gebratenes Hackfleisch mit Granatapfelsirup
  • Brotzeitgurken
  • Käsekuchen
  • Vanillepudding
  • Lebkuchentorte mit Rhabarber, Ricotta und Walnüssen
  • Gebackener Ricotta
Einige dieser Rezepte stehen schon auf meiner Nachkochliste und noch ganz viele andere, die ich hier leider nicht alle aufzählen kann. Das würde definitiv den Rahmen dieser Rezension sprengen.
© Knesebeck Verlag/Alan Benso

Resumée

Ich liebe dieses Buch. Nicht nur, weil die Rezepte wahnsinnig abwechslungsreich sind, sondern weil mir der grundsätzliche Gedanke dahinter sehr gefällt. Es geht um Saisonalität, um Nachbarschaft, um das Konservieren von Lebensmitteln, um das Miteinander. Wo findet man heutzutage noch Tauschgeschäfte? Im Café Cornersmith ist das alles andere als eine Seltenheit und die Nachbarschaft nimmt das Angebot dankend an. Eine Win-Win Situation für beide Parteien. Und wenn daraus dann auch noch eine Vielzahl an köstlichen Kreationen entstehen, schließt sich der Kreis. Ich bewundere den Schritt der Autoren und Gründer des Café Cornersmith und würde mir wünschen, ein solches Café in meiner Nachbarschaft zu haben. Nicht nur, um den Gedanken dahinter zu unterstützen sondern auch um mich kulinarisch verwöhnen zu lassen. Bis dahin schmöker ich aber in diesem Buch und träume davon, vielleicht auch eines Tages den Schritt zu wagen und ein ähnliches Projekt zu starten.

Infos

Titel: Café Cornersmith*
Autoren: Alex Elliott-Howery, James Grant
Erschienen im Knesebeck Verlag
ISBN-13: 978-3-86873-924-4
272 Seiten, 200 farbige Abbildungen
29,95 Euro

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